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Tod des Einzelhandels

Mantis schreibt im Dezember 2024:

Ich muss zugeben, dass ich schon seit Jahren sehr ungerne persönlich in Märkten einkaufe, weil die „Experience“ generell immer sehr schlecht ist. Deswegen bestelle ich bis zum Bleistiftanspitzer praktisch alles online, obwohl es bzgl. Nachhaltigkeit natürlich eine Katastrophe ist. 

Der Media Markt in Heppenheim hat heute aber tatsächlich so den Vogel abgeschossen, dass ich es jetzt irgendwo niederschreiben muss.

Eigentlich war der Plan wie folgt: Ich gehe mit 400€ bar in der Tasche in den Markt, hole mir das Produkt und gehe zur Kasse. Katsching, raus und nach Hause. Für mich als Unternehmer sind das immer die besten Kunden, zahlen direkt, binden keine Ressourcen im Markt und machen es nicht kompliziert.

Der Media Markt hatte andere Pläne. Ich bin zur Fachabteilung und habe den Mitarbeiter gesucht und recht schnell gesehen. Dieser war aber in einem Kundengespräch. An seinem Stand warteten schon mehrere Kunden, sichtlich genervt. Der Mitarbeiter hat sehr detailliert beraten, was man ihm nicht vorwerfen kann. Nach etwa 5 Minuten warten bin ich zur Information vor und habe gefragt, ob mir jemand das Produkt aus dem abgeschlossenen Schrank holen könne, da der Kollege aus der Fachabteilung total überlastet sei. Das ginge leider nicht, den Schlüssel hätte nur die Fachabteilung. Ich könne aber jeden anderen Mitarbeiter ansprechen.

Das hab ich dann getan. Der heute wie Mesut Özil im Strafraum seine Hände vor die Brust und sagte „ Ich bin im Kundengespräch“…

Ich bin also nochmal nach vorne zum Service und habe eine weitere Mitarbeiterin nett gefragt, ob sie nicht irgendwie dieses Produkt aus dem Schrank holen könne. Ich würde direkt bezahlen. Wieder die ernstgemeinte aber bedauernde Aussage, dass sie keinen Schlüssel habe. 

Ich hab sie kurz fragend angeguckt und nur gemeint: „Wissen sie was, ist okay!“ und bin gegangen. Sie meinte nur: Ja, tut ihr wirklich leid. Da könne man Nix machen.

Hier ist wirklich alles im Argen. Die Mitarbeiter sind alle lieb und nett, aber arbeiten vollkommen am Zuel vorbei. Das Marktkonzept erschließt sich mir gar nicht mehr. Von einer „Ich hab Bock auf Einkaufen“-Atmosphäre ist man mittlerweile Dinensionen entfernt. Ich laste das nicht alleine dem Markt in Heppenheim zu, sondern das geht durch sämtliche Ketten an Fachgeschäften und Baumärkten.  Aus unternehmerischer Sicht würde ich dieses Konzept nur fahren, um die Kunden schleichend in den Online-Handel zu verjagen, den Media-Markt/Saturn auch haben. Mir tun einerseits die Mitarbeiter leid, die entweder bald arbeitslos sind oder in der Logistik von Amazon ne neue Stelle finden. Andererseits ist es offensichtlich dass die meisten Mitarbeiter keinerlei Geschäftssinn haben und gar nicht verstehen, wovon ihre eigenen Arbeitsplätze und der Erfolg des Unternehmens abhängen.

Nicht falsch verstehen. Ich bin kein frustrierter Kunde, der sich aufregt, weil er nicht direkt nen Kundenberater bekommen hat. Ich erwarte sowas schon wenn ich in den Markt gehe. Aber heute wurde mir live demonstriert, dass wir uns in Deutschland so sehr vom Idealbild des Einzelhandels entfernt haben, dass es schwer ist da eine Zukunft zu sehen. Ich bin nach Hause und hab das Teil bei Amazon bestellt, ist übermorgen da. Mir geht’s gut. Aber ich mach mir Sorgen, was die Leute in den Märkten angeht und was die in Zukunft wählen könnten.

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